Das Leitbild des THW

Die THW-Aufgabe der technisch-humanitären Hilfe wird in der Organisationsstruktur einer Bundesbehörde, aber im Selbstverständnis einer von ehrenamtlichen Angehörigen getragene Einsatzorganisation erbracht.

Die Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit einer Bundesbehörde erfährt durch die Einbeziehung des Ehrenamtes mit seiner Verwurzelung in allen Schichten und Berufen der Bevölkerung ihre wesentliche Erweiterung und Effizienz.

 

Mit dem Ehrenamt im Bevölkerungsschutz werden bewusst Bürger in staatliches Handeln einbezogen. Sie beteiligen sich daran, die Erwartung an den Staat nach Grundsicherung in Gefahrensituationen zu erfüllen. Staat und Bürger verstehen sich im THW als Partner für eine gemeinsame Sache – die Bevölkerung vor allen möglichen Gefahren bestmöglich zu schützen.

1. Aufgabenwahrnehmung und Bürgernähe

Das THW nimmt die ihm zugewiesenen, in der Zuständigkeit des Bundes liegenden gesetzlichen Aufgaben der Technisch-Humanitären Hilfe wahr und versteht das Angebot der Nutzung seiner Ressourcen für Aufgaben der Länder und Kommunen als gleichrangig. Es sichert damit bei Einsätzen im In- und Ausland die höchsten aller denkbaren Lebensgüter, das menschliche Leben, die körperliche Unversehrtheit und lebenswichtige Güter.

 

Auch wenn die Gefahrenabwehr im Einsatzfall den Hauptzweck für das THW darstellt, sind dadurch präventive wie auch wiederherstellende und beratende Aufgaben nicht ausgeschlossen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer des THW bilden als Bürger aus allen sozialen Schichten und Berufen durch ihre Bereitschaft zur Hilfe für Menschen in Not die wesentliche Basis für das THW. Damit ist das THW die einzige Behörde, in der das von anderen Behörden als Handlungsmaxime definierte Prinzip der Bürgernähe bereits verwirklicht ist. Statt »Bürgernähe« gilt hier die »Bürgeridentifizierung«.

 

Das THW ist ein Teil der Daseinsvorsorge, die der Mensch vom Staat erwartet. Es gibt jedem das Versprechen auf nicht hinterfragte Hilfe im Gefahrenfall und ermöglicht so jedem das Vertrauen in einen funktionierenden Bevölkerungsschutz in Deutschland.

 

Die Bereitschaft von Bürgerinnen und Bürger zum Eintritt als Einsatzkraft in die Behörde THW erfordert stets an gesellschaftliche Veränderungen angepasste innere Rahmenbedingungen zur bestmöglichen und zeitgemäßen Identifikation von eigenen Erwartungen mit den Zielen der Bundesanstalt.

 

 

Ziele:

  • Das THW profiliert und professionalisiert sich in den zugewiesenen Aufgaben und wird deshalb eingesetzt.
  • Ein lebendiges und leistungsfähiges THW ist Ausdruck und Maßstab des politischen Willens, ehrenamtliches Engagement zu fördern, dem Subsidiaritätsprinzip auf breiter Basis zum Durchbruch zu verhelfen und den Bürger selbst an der eigenen Daseinsvorsorge im Gefahrenfall zu beteiligen. Durch einen angemessenen Ressourcenansatz bleiben deshalb Stellenwert, Existenz, Fortbestand und Entwicklungsfähigkeit gesichert. 

2. Mitwirkungsprinzip und Führungsstil

Menschen, die in einem derart hohem Maße bereit sind, sich in die Erfüllung dieser gesetzlichen Aufträge einzubringen, erwarten im Gegenzug eine angemessene (aktive) Mitwirkung und Teilhabe. Damit können die besten Kräfte freigemacht werden, um Ziele und Entscheidungsprozesse innovativ, sachgerecht und in breiter Akzeptanz festzulegen und umzusetzen.

 

Der Führungsstil respektiert dieses Recht auf Mitwirkung und Beteiligung bei wesentlichen Entscheidungsprozessen, ermöglicht aber auch straffe und an den Vollzug von Einsätzen, die der Sache nach keinen Aufschub zulassen, angepasste Strukturen. Dieses besondere Spannungsverhältnis verlangt von Mitarbeitern und Helfern außerordentliche Anstrengung und Flexibilität. Es bedarf des gegenseitigen Verständnisses und des Vertrauens in die Führung.

 

Diese vollzieht sich in Transparenz, Kommunikation, Motivation und Delegation. Kameradschaft, Verlässlichkeit und Loyalität prägen darüber hinaus generell den Umgang im THW. Sie sind neben der gesellschaftlichen Anerkennung die Bereicherung und »Lohn« für den persönlichen Einsatz.

 

Ziele:

  • Führung beinhaltet Anspruch und Verpflichtung für alle am Führungsverhältnis Beteiligten. Sie erschließt Potenziale, erfährt Optimierung durch Teilhabe und kann deshalb auf Umsetzungsverlässlichkeit bauen.
  • Die Menschen sind das wichtigste Kapital des THW. Es wird eine Unternehmenskultur geschaffen, in der sie sich mit diesen Zielen voll identifizieren können.

3. Meinungs-/Wertebildung und Konfliktkultur

Das THW sichert die Durchführung ihm übertragener gesetzlicher Aufgaben in einer zukunftsweisenden Kombination aus staatlichen Mitarbeitern und freiwilligen Helferinnen und Helfern bietet hierdurch sowohl Bürgernähe/Bürgeridentifikation als auch den Rahmen für praktizierte Eigenverantwortlichkeit bei der Sicherung hochwertiger Lebensgüter. Gemeinsinn, Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbereitschaft bilden hierfür die ideelle Basis. Das Entstehen einer positiven Organisationskultur berücksichtigt die Vielfalt der Meinungen und entscheidet grundwertebezogen. Dies beinhaltet auch die Akzeptanz notwendiger administrativer Maßnahmen zur Rechenschaft gegenüber Regierung und Parlament bei der Verwendung bereitgestellter Steuergelder. Die Spannungspotenziale aus behördlichen und ehrenamtlichen Strukturen werden zur Aktivierung der besten Kräfte und Ideen eingesetzt. Eine sich daraus entwickelnde Konfliktkultur nimmt Maß an den Grundrechten. Konflikte werden in der Organisation intern ausgetragen und einer Lösung zugeführt. Einigungsverfahren sind grundsätzlich auf den konsensfähigen Kompromiss ausgerichtet. Vorgegebene Hierarchien werden respektiert.

 

Ziele:

  • Das THW muss sich eine kreative Offenheit bewahren, die sich durch Bereitschaft zur Auseinandersetzung und durch eine Haltung auszeichnet, die Herausforderungen annimmt und als Chance begreift.
  • Im THW werden die Potenziale aus behördlichen und ehrenamtlichen Strukturen zur Aktivierung der besten Kräfte und Ideen umgesetzt.

4. Selbstverständnis als Organisation im Einsatz

Das THW nimmt seine Aufgaben im Einsatz kooperativ und selbstständig wahr. Besonderes Kennzeichen ist die Bereitschaft zur Einordnung in gesetzlich festgelegte Einsatzstrukturen (Unterstellung unter die Einsatzleitung). Hierbei verfährt das THW verlässlich und autark. Es bietet ein umfassendes Dienstleistungsangebot in Führung und Durchführung bei zugewiesenen Aufgaben. Qualität ist das hervorstechende Merkmal bei der Übernahme und Abwicklung von Einsatzaufträgen und Hilfeleistungen.

 

Die Professionalität des Handelns hinterlässt keine Spuren, aber Eindrücke. Das Ansehen des THW wird von einer »auffälligen Unauffälligkeit« geprägt.

 

Ziele:

  • Das Erbringen einer hochwertigen (Führungs-)Leistung im Einsatz, in Planung, Durchführung und Nachbereitung fördert intern Ehrgeiz und Wettbewerbsdenken und prägt extern die Einstellung des Anforderers, aber auch potenzieller künftiger Anforderer entscheidend. 
  • Ansehen und Stellenwert werden von selbstbewusster Unauffälligkeit im Erfolg getragen.

5. Ausblick

Die Gedanken sind formuliert und diskutiert. Das Bild ist gemalt; es nunmehr im täglichen Miteinander lebendig werden zu lassen, liegt an uns gemeinsam!

Eine geschriebene Verfassung ist gut – eine gelebte weitaus besser!