Leitsätze

Elf Leitsätze bringen auf den Punkt, was das Selbstverständnis und den Umgang der THW-Angehörigen miteinander und im Geflecht der nationalen und internationalen Hilfsorganisationen prägen.

1. Das Leitbild verpflichtet alle Angehörigen des Technischen Hilfswerks.
Ein nicht von oben „verordnetes“, sondern von der Basis erarbeitetes und getragenes Leitbild schafft Verpflichtung durch Selbstverpflichtung.

 

2. Wir sind eine ehrenamtlich getragene staatliche Organisation der Bundesrepublik Deutschland.
Die Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit einer Bundesbehörde erfährt durch die Einbeziehung des Ehrenamtes mit seiner Verwurzelung in allen Schichten und Berufen der Bevölkerung ihre wesentliche Erweiterung und Effizienz.

 

3. Unser im THW-Gesetz festgelegter Auftrag ist Leistung technisch-humanitärer Hilfe, auch weltweit, und im Zivilschutz.
Das THW nimmt die ihm zugewiesenen, in der Zuständigkeit des Bundes liegenden gesetzlichen Aufgaben der technisch-humanitären Hilfe wahr und versteht das Angebot der Nutzung seiner Ressourcen für Aufgaben der Länder und Kommunen als gleichrangig. Es sichert damit bei Einsätzen im In- und Ausland die höchsten aller denkbaren Lebensgüter, das menschliche Leben, die körperliche Unversehrtheit und lebenswichtige Güter.

 

Die THW-Aufgabe technisch-humanitäre Hilfe wird in der Organisationsstruktur einer Bundesbehörde, aber im Selbstverständnis einer Einsatzorganisation von ehrenamtlichen Angehörigen erbracht.

 

4. Wir sind ein THW – identifizieren uns mit unserem Staat und bekennen den Auftrag als unser gemeinsames Ziel.
Mit der bewussten Einbindung von Bürgern in staatliches Handeln, die hierin ihre eigenen Erwartungen an den Staat nach Grundsicherung in Gefahren selbst miterfüllen, praktiziert das THW die Vision von einer neuen Partnerschaft zwischen Staat und Bürgern im Leitbild der Bundesregierung vom aktivierenden Staat. Es ist das Besinnen auf die zumutbare, leistbare Verantwortlichkeit von Bürgern für sich und andere.

Auch wenn die Gefahrenabwehr im Einsatzfall den Hauptzweck für das THW darstellt, sind dadurch präventive wie auch wiederherstellende und beratende Aufgaben nicht ausgeschlossen. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer des THW bilden als Bürger aus allen sozialen Schichten und Berufen durch ihre Bereitschaft zur Hilfe für Menschen in Not die wesentliche Basis für das THW. Damit ist das THW die einzige Behörde, in der das von anderen Behörden als Handlungsmaxime definierte Prinzip der Bürgernähe bereits verwirklicht ist. Statt »Bürgernähe« gilt hier die »Bürgeridentifizierung«.

 

Das THW ist ein Teil der Daseinsvorsorge, die der Bürger vom Staat erwartet. Es gibt jedem Bürger das Versprechen auf nicht hinterfragte Hilfe im Gefahrenfall und trägt dazu bei, die von der Bevölkerung so gern in Anspruch genommene Sorglosigkeit verantwortbar zu machen.

 

Die Bereitschaft von Bürgern zum Eintritt als Helfer in die Behörde THW erfordert stets an gesellschaftliche Veränderungen angepasste innere Rahmenbedingungen zur bestmöglichen und zeitgemäßen Identifikation von eigenen Erwartungen mit den Zielen der Bundesanstalt.

 

Ein lebendiges und leistungsfähiges THW ist Ausdruck und Maßstab des politischen Willens, ehrenamtliches Engagement zu fördern, dem Subsidiaritätsprinzip auf breiter Basis zum Durchbruch zu verhelfen und den Bürger selbst an der eigenen Daseinsvorsorge im Gefahrenfall zu beteiligen. Durch einen angemessenen Ressourcenansatz bleiben deshalb Stellenwert, Existenz, Fortbestand und Entwicklungsfähigkeit gesichert.

 

5. In Verantwortung für unser Ziel bereiten wir uns mit aller Kraft und allem Können für den Einsatz vor.
Das THW sichert die Durchführung ihm übertragener gesetzlicher Aufgaben in einer zukunftsweisenden Kombination aus staatlichen Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern und bietet hierdurch sowohl Bürgernähe/Bürgeridentifikation als auch den Rahmen für praktizierte Eigenverantwortlichkeit bei der Sicherung hochwertiger Lebensgüter. Gemeinsinn, Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbereitschaft bilden hierfür die ideelle Basis. Das Entstehen einer positiven Organisationskultur berücksichtigt die Vielfalt der Meinungen und entscheidet grundwertebezogen. Dies beinhaltet auch die Akzeptanz notwendiger administrativer Maßnahmen zur Rechenschaft gegenüber Regierung und Parlament bei der Verwendung bereitgestellter Steuergelder. Die Spannungspotenziale aus behördlichen und ehrenamtlichen Strukturen werden zur Aktivierung der besten Kräfte und Ideen eingesetzt. Eine sich daraus entwickelnde Konfliktkultur nimmt Maß an den Grundrechten. Konflikte werden in der Organisation intern ausgetragen und einer Lösung zugeführt. Einigungsverfahren sind grundsätzlich auf den konsensfähigen Kompromiss ausgerichtet. Vorgegebene Hierarchien werden respektiert.

 

Im THW werden die Potenziale aus behördlichen und ehrenamtlichen Strukturen zur Aktivierung der besten Kräfte und Ideen umgesetzt.

 

6. Kameradschaft, Verlässlichkeit, Loyalität und gegenseitige Achtung prägen unseren Umgang miteinander.
Der Führungsstil respektiert das Recht auf Mitwirkung und Beteiligung bei wesentlichen Entscheidungsprozessen, ermöglicht aber auch straffe und an den Vollzug von Einsätzen, die der Sache nach keinen Aufschub zulassen, angepasste Strukturen. Dieses besondere Spannungsverhältnis verlangt von Mitarbeitern und Helfern außerordentliche Anstrengung und Flexibilität. Es bedarf des gegenseitigen Verständnisses und des Vertrauens in die Führung.

 

Diese vollzieht sich in Transparenz, Kommunikation, Motivation und Delegation. Kameradschaft, Verlässlichkeit und Loyalität prägen darüber hinaus generell den Umgang im THW. Sie sind neben der gesellschaftlichen Anerkennung die Bereicherung und »Lohn« für den persönlichen Einsatz.

 

7. Wir schätzen die Vielfalt unserer Gesellschaft, fördern aktiv die gleichberechtigte Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen und dulden keine Diskriminierung im THW.
Mit dem Leitsatz verpflichtet sich das THW, sich auf allen Ebenen der Vielfalt unserer Gesellschaft zu öffnen.

 

Das THW fördert auf der Grundlage seiner Werte aktiv die gleichberechtigte Teilhabe aller und sieht es als Bereicherung, wenn unterschiedliche Menschen sich haupt- und ehrenamtlich im THW engagieren – unterschiedlich bezüglich der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, der körperlichen Verfassung, des Alters oder der sexuellen Identität. Die Vielfalt der Gesellschaft soll sich im THW als ehrenamtlich getragene Organisation spiegeln.

 

Das THW begegnet allen Menschen offen und vorurteilsfrei und bezieht in seinem Wirkungsbereich aktiv Stellung gegen Diskriminierung.

Das THW fördert eine tolerante und weltoffene Haltung bei seinen Angehörigen und lebt Vielfalt in allen Bereichen.

 

8. Die Mitgestaltung der Helferschaft in den Gremien ist Voraussetzung bei der Führung und Weiterentwicklung des THW.
Bürger, die in einem derart hohem Maße bereit sind, sich in die Erfüllung dieser gesetzlichen Aufträge einzubringen, erwarten im Gegenzug eine angemessene (aktive) Mitwirkung und Teilhabe. Damit können die besten Kräfte freigemacht werden, um Ziele und Entscheidungsprozesse innovativ, sachgerecht und in breiter Akzeptanz festzulegen und umzusetzen.

 

Die Menschen sind das wichtigste Kapital des THW. Es wird eine Unternehmenskultur geschaffen, in der sie sich mit diesen Zielen voll identifizieren können.

 

9. Kommunikation ist unser wichtigstes Führungsinstrument.
Führung beinhaltet Anspruch und Verpflichtung für alle am Führungsverhältnis Beteiligten. Sie erschließt Potenziale, erfährt Optimierung durch Teilhabe und kann deshalb auf Umsetzungsverlässlichkeit bauen.


Das THW nimmt seine Aufgaben im Einsatz kooperativ und selbstständig wahr. Besonderes Kennzeichen ist die Bereitschaft zur Einordnung in gesetzlich festgelegte Einsatzstrukturen (Unterstellung unter die Einsatzleitung). Hierbei verfährt das THW verlässlich und autark. Es bietet ein umfassendes Dienstleistungsangebot in Führung und Durchführung bei zugewiesenen Aufgaben. Qualität ist das hervorstechende Merkmal bei der Übernahme und Abwicklung von Einsatzaufträgen und Hilfeleistungen.

Die Professionalität des Handelns hinterlässt keine Spuren, aber Eindrücke. Das Ansehen des THW wird von einer »auffälligen Unauffälligkeit« geprägt.

 

Das Erbringen einer hochwertigen (Führungs-)Leistung im Einsatz, in Planung, Durchführung und Nachbereitung fördert intern Ehrgeiz und Wettbewerbsdenken und prägt extern die Einstellung des Anforderers, aber auch potenzieller künftiger Anforderer entscheidend.

 

Ansehen und Stellenwert werden von selbstbewusster Unauffälligkeit im Erfolg getragen.

 

10. Jede Herausforderung wird als Chance zur Verbesserung betrachtet.
Das THW muss sich eine kreative Offenheit bewahren, die sich durch Bereitschaft zur Auseinandersetzung und durch eine Haltung auszeichnet, die Herausforderungen annimmt und als Chance begreift.

 

Das THW profiliert und professionalisiert sich in den zugewiesenen Aufgaben und wird deshalb eingesetzt.

 

11. Die THW-Jugend ist unsere Zukunft.
Jugendarbeit im THW ist in erster Linie Bekenntnis zur Nachwuchsgewinnung für die eigene Organisation. Erst danach können Beiträge allgemeiner Art für die Gesellschaft als Nebenziele verwirklicht werden. Der Leitsatz macht deutlich, dass das THW über einen Generationenvertrag verfügt und die Jugend als wichtigste Quelle für seine personelle Existenzsicherung betrachtet. Der Leitsatz steht am Schluss, um ihm ein besonderes Gewicht zu verleihen und weil damit in die Zukunft übergeleitet werden soll.