Widdern,

Laboranten-Einsatz, Umweltschaden Jagst (31/2015)

Am Abend des Montags, 31.08.2015, wurde unser Helfer Robert Simon Schulz über den Sachbearbeiter Einsatz des LV Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland alarmiert. Einsatzauftrag: Betrieb eines Labors zur Analyse von Flusswasser im Auftrag des Landratsamtes Heilbronn.

In den frühen Morgenstunden des Folgetages ging es auf in Richtung Landkreis Heilbronn, zum THW-Ortsverband Widdern, in dem ein Leitungs- und Koordinierungsstab (LuK) eingerichtet war. Hier erfolgte die detaillierte Einweisung in die aktuelle Lage, bevor die Arbeiten aufgenommen wurden.

Löscharbeiten bei einem Mühlenbrand in Kirchberg an der Jagst (Landkreis Schwäbisch Hall) hatten in Baden-Württemberg einen Umweltschadensfall ausgelöst. Bei dem Großbrand in der Nacht zum Sonntag (23.08.2015) war auch ein Gebäude betroffen, in dem größere Mengen Düngemittel lagerten. Trotz großer Vorsichtsmaßnahmen der Feuerwehr wurde über ein undichtes Löschwasserrückhaltebecken giftiges Ammoniumnitrat in die Jagst gespült, die in den Neckar mündet. Dies hat ein hohes Fischsterben in der Jagst unterhalb der Eintrittsstelle verursacht.

Eine große Reihe von Gegenmaßnahmen hat erreicht, dass das Fischsterben im Kreis Hohenlohe beendet werden konnte und es somit den Kreis Heilbronn nicht mehr erreichte. „Alle arbeiten Hand in Hand. Die Organisationen untereinander und die Bevölkerung mit den Organisationen.“ berichtete Robert nach dem ersten Einsatztag dem LuK des THW Landau. Die Fischereivereine holten eine große Menge Fische aus dem Fluss und setzten diese für eine spätere Rückbesiedelung in andere Gewässer um. Die Jagst ist ein strukturell sehr naturnah gebliebener Fluss mit hohem ökologischen Potential. Es gibt einige seltene Fischarten und Tiere wie Biber, Eisvögel und Mopsfledermäuse. Zahlreiche Feuchtbiotope zieren die Ufer. Diese Biotope wurden von privaten Firmen und dem THW mit Großgeräten durch den Bau von Dämmen aus BigBags, Sandsäcken und Schotter hermetisch von der Wasserzufuhr der Jagst abgeschottet. Somit konnte die Schadstofffahne diese Bereiche nicht erreichen, was jedoch zur Folge hatte, dass sie drohten auszutrocknen. Hier halfen in unermüdlicher Arbeit lokale Landwirte wie vom Maschinenring Unterland unter der Führung der Feuerwehr aus, die von morgens bis abends mit ihren Treckern und großen Tankbehältern Frischwasser in die Biotope fuhren.

Die Fließgeschwindigkeit der Jagst wurde unterdessen durch das Schließen der Wehre und weiteren Sandsackverbau durch das THW auf etwa 300 Meter pro Stunde herab gedrosselt. Dies gab zusätzliche Zeit für den Abbau der Schadstofffahne. Bakterien und vor allem Algen wurden durch den Eintrag des Düngemittels zu starkem Wachstum und gleichzeitigem Abbau des Ammoniumnitrats angeregt. Die Algen produzieren zunächst große Mengen an Sauerstoff durch Photosynthese. Nach ihrem Absterben wird jedoch ein Vielfaches an Sauerstoff durch Zersetzungsprozesse verbraucht. Hier kamen die Feuerwehr und das THW mit einer entscheidenden Maßnahme ins Spiel: der Belüftung des Flusses.

Mit einem Großaufgebot an Pumpen wird der Fluss derzeit umgewälzt. „Jeden Tag kommen neue Verbände mit Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen im Bereitstellungsraum an.“, berichtete Robert. Die Anzahl der im Einsatz befindlichen THW-Ortsverbände lag zwischenzeitlich bei etwa 50. Die Pumpleistung von insgesamt 240.000 Litern pro Minute entspricht dabei etwa einer Umwälzung des Jagstwassers um den Faktor 1,5.

Die Arbeit des Laboranten war am ersten Einsatztag vor allem die stündliche Analyse der Ammoniumwerte des Flusswassers im THW-Feldlabor. Die so gewonnenen Werte waren die Grundlage für alle einsatztaktischen Entscheidungen dieses Großeinsatzes, etwa die Verlagerung oder Hinzuführung von Pumpen. Nach Absprache und methodischer Beratung mit dem Vertreter des Landratsamtes Heilbronn im Führungsstab der Technischen Einsatzleitung (TEL), wurde die Labortätigkeit zentralisiert und von jetzt an im Laboratorium des Klärwerks Widdern, später Möckmühl durchgeführt. Von nun an lag die Aufgabe bei der methodisch fachgerechten Probennahme des Flusswassers, sowie der Schulung von weiteren Probenahme-Trupps, die unter direkter Führung der TEL standen.

Für die Fahrten im Einsatzgebiet bekam der Laborant auf Anfrage beim Einsatzleitwagen 2 der Feuerwehr einen ortskundigen Fahrer des DRK-Ortsvereins Möckmühl zur Verfügung gestellt. Ein weiteres Beispiel für die enge, reibungslose und verlässliche Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen in diesem Einsatz.

Dies kam auch bei der lokalen Bevölkerung an, die ein sehr starkes Verhältnis zu „ihrer Jagst“ hat. An den vielen, von zahlreichen Fahrzeugen und Uniformen rot und blau gefärbten Einsatzstellen wurde immer wieder bekundet: „Danke für euren Einsatz! Danke, dass ihr unsere Jagst rettet!“. Diesen Dank bekamen die vielen Helfer nicht nur mündlich zugesprochen. Auch die ohnehin schon gute Verpflegung vor Ort wurde durch Spenden erweitert. „Teilweise fahren die Menschen 40 km und mehr um ihre selbstgebackenen Kuchen an den zentralen Verpflegungsstützpunkten des THW vorbei zu bringen“, berichtete abends ein müder aber glücklicher Helfer der Fachgruppe Logistik.

Das THW Landau dankt in Vertretung des Helfers Robert Schulz insbesondere den Helfern der Feuerwehren Karlsruhe, Stuttgart, Widdern und Möckmühl, den THW-OV Widdern und Heidelberg, dem DRK-OV Möckmühl, den Laboranten der örtlichen Klärwerke und dem Vertreter des Landratsamtes Frank Hütter für die gute Zusammenarbeit.

 

Eingesetzte Fahrzeuge: MTW OV

Eingesetzte Helfer/innen: 1 im Einsatz

Einsatzdauer: 01.09. 06:00 - 04.09. 22:00 Uhr


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